Das Semester ist zu Ende, ich bin gut erholt aus dem Urlaub zurück und der Beginn meines Chinesisch-Unterrichts steht kurz bevor. Da dieser wie auch das Praktikum im Generalkonsulat in Chengdus Innenstadt stattfinden werden und ich nicht auf tägliches, stundenlanges Pendeln erpicht bin, habe ich mich auf die Suche nach einer neuen Unterkunft für die verbliebene Zeit in China gemacht.
Zunächst galt es natürlich noch einige Fragen zu klären: Alleine wohnen, in eine WG ziehen oder gar eine solche Neugründen? Eine Wohnung in Konsulatsnähe, bei der Uni um die Ecke oder doch lieber ganz woanders? Was für ein Umfeld will ich und wie viel Geld bin ich bereit dafür im Monat auszugeben?
Glücklicherweise sind die Antworten auf einige dieser Fragen naheliegender als zunächst gedacht und so wurden aus zwei meiner alten auch gleich meine neuen Mitbewohner. Elske ist die Vierte im Bunde. Sie ist erst kürzlich aus Shanghai hergezogen und wir kennen uns schon vom Studium in Passauer.
Gemeinsam verbringen wir zwei volle Tage damit, zahlreiche Anzeigen im Internet zu durchforsten und die besten 7 Angebote herauszufiltern, bevor wir uns dann an einem denkwürdigen Donnerstag Vormittag optimistisch auf den Weg machen, unsere „Traumbleibe“ für die nächsten Monate zu finden.
(Da ich schon einige Anfragen erhielt, wo man sich in der großen, weiten Welt des WWW denn am Besten auf die Suche machen könne: Auf dem chinesischen Festland kann ich 58.com und ganji.com empfehlen [Die Seites sind ausschließlich auf Chinesisch. Wer dessen nicht mächtig ist, dem empfehle ich, die Website einfach mit Google Chrome zu öffnen und dann Rechtsklick -> Übersetzen in …]).
Es geht auch gleich gut los: Wir betreten den Distrikt, in dem sich unser erstes Zielobjekt und heißester Favorit befindet und sind sofort hellauf begeistert. Unsere Freude wird jedoch schnell getrübt: Das für 10 Uhr geplante Treffen mit dem Makler verzögert sich – er ist zu spät und wir fangen an, um unser enges Zeitfenster von lediglich einer Stunde pro Wohnungsbesichtigung zu bangen (Inklusive Anreise, exklusive [Mittags]Pause). Hätten wir doch wenigstens gefrühstückt, ärgern wir uns…
Als unsere Kontaktperson dann endlich auftaucht, wird es noch besser: Er fragt, warum wir uns zu Viert eine Drei-Zimmer-Wohnung anschauen würden und es stellt sich heraus, dass es ein Missverständnis bei der Terminvergabe gab. Eine entsprechende Alternative kann uns der Makler auf die Schnelle leider auch nicht anbieten und so fängt er an wie wild herumzutelefonieren – und wird fündig. Doch der Weg dorthin kostet erneut wertvolle Minuten.
Die Wohnung an sich entschädigt dann wenigstens etwas: Sie liegt im 10. Stock, geht aber über zweit Etagen. „Unten“ finden sich Wohnzimmer, Küche, Bad, Balkon mit Waschmaschine und eines der Zimmer. Die anderen drei Zimmer befinden sich „oben“. Außer einem Tisch, Bett und Fernseher ist die Wohnung leer, die fehlenden Möbel verspricht der Vermieter aber selbst zu stellen. Wir sind erst einmal zufrieden und machen uns auf den Weg zu Station 2.
Was folgt ist eine kleine Odyssee durch die Chengduer Innenstadt. Dummerweise haben wir die Termine nämlich nach Präferenz – und nicht nach der Nähe zueinander sortiert – was natürlich besonders schlau war. Dazu folgt eine Enttäuschung auf die andere. Einige Wohnungen gefallen uns ausgesprochen gut, letztlich ist aber keine von ihnen makellos. Dabei rede ich hier nicht einmal von Kleinigkeiten: In einem Fall schimmelt es in einem Zimmer und der Blick aus dem Fenster in besagtem Zimmer endet nach einem Meter an der gegenüberliegenden Betonmauer – der Rest der Wohnung ist ansonsten tadellos.
Zum „Ausgleich“ will man uns ins nächste Maklerbüro eskortieren und dort weitere Objekte ausfindig machen. Der Alternativvorschlag, der uns 40 Minuten später gemacht wird, ist dann zwar sogar einigermaßen OK, allerdings verlangt man hier, dass zwei von uns in einem Doppelstockbett in (chinesischer) Kinderlänge schlafen. Die Miete ist zudem sehr hoch und als uns dann noch ein exorbitanter Preisvorschlag für die Beschaffung zweier regulärer Betten gemacht wird, verabschieden wir uns.

Zu guter Letzt also doch noch: Ende gut, alles gut.
Ps.: Mittlerweile wohne ich ja schon ein Weilchen hier, darum gibt es im Folgenden noch ein paar Bilder von Wohnung und Umgebung.
Ps2.: Die Besetzung unserer WG wechselte zwischenzeitlich noch mehrfach. Martin, ein ehemaliger französischer Mitbewohner aus Wenjiang bevölkerte zwischenzeitlich unsere Couch beziehungsweise während meiner Abwesenheit mein Zimmer. Nach dem Auszug von Alex und Elske kamen dann noch einmal zwei chinesische Mitbewohner dazu, bevor wir die WG Anfang Oktober und kurz vor Ende meines Auslandsjahres wieder auflösten.














